Tages-Anzeiger - 15. Juli 2008


5 Fragen an Brigitte Lippuner, Zauberkünstlerin


Unter dem Künstlernamen Magic Tiffany lässt Brigitte Lippuner Blumen und Kugeln schweben, isst Seidenpapier oder schluckt auch mal eine Rasierklinge. Über die Schulter oder in die Trickkiste schauen lässt sie sich bei ihrer Arbeit nicht. Wenn sie verrate, wie ihre Tricks funktionieren, müsse sie sich einen anderen Job suchen. Aber wie und warum die Zollikerin mit dem langen, blonden Haar dazu kam, an allen möglichen Anlässen aufzutreten, verrät sie.
Brigitte Lippuner, wie haben sie zaubern gelernt?

Schon als Kind faszinierte mich das Zaubern. Als junge Erwachsene hatte ich dann die Möglichkeit, die Utensilien eines älteren Zauberers, der in den Ruhestand trat, zu übernehmen. Mit dem Material habe ich auch seine Tricks übernommen und einstudiert. eine gewisse Show-Erfahrung brachte ich zudem als Turniertänzerin mit.

Sie schlucken Rasierklingen. Mache sie das wirklich?

Natürlich schlucke ich Rasierklingen! Diese Nummer übt eine grosse Faszination aus. Damit ich jedoch Rasierklingen schlucke, muss vieles stimmen: der Anlass, die Gage, meine Befindlichkeit. Heute sind vor allem spektakuläre Nummern gefragt, sonst schweift das Publikum ab. Natürlich passe ich meine Vorstellungen immer dem Rahmen der Veranstaltung an. Ein Auftritt in einem Alterheim, vor Kindern oder bei einem Firmenanlass, das sind komplett verschiedene Geschichten. Bei jedem Anlass heisst es aber, am Ball zu bleiben und die Spannung zu halten.

Wie kommen Zauberer an neue Tricks?

Ich bin ein Profi und schon über zehn Jahre im Geschäft, meine Tricks sitzen. Trotzdem studiere ich ständig neue Nummern ein. die Zauberei hat sich über die Jahre verändert. Früher war sie vor allem eine manuelle Angelegenheit, die Fingerfertigkeit stand im Zentrum. Heute gibt es viele technische Hilfsmittel. Bei den Herstellern dieser Artikel kaufe ich quasi den Trick mit dem dazugehörigen Material ein. Neben meinen altbekannten Nummern lerne ich immer wieder Neues. Dafür besuche ich Kurse.
Die Zauberei ist eine Männerdomäne, Frauen sind äusserst selten. Warum ist das so?

Für eine Zauberkünstler sind grosse Hände von Vorteil. Nur wenige Frauen zeigen Interesse am technischen Aspekt der Materie. Vielleicht ist das der Grund für die Dominanz der Männer. Zudem setzt der Job Flexibilität, Reisefreudigkeit und die Bereitschaft voraus, am Abend und vor ganz unterschiedlichem Publikum aufzutreten. Mir ist des da bei wichtig, dass ich mit meinen Fähigkeiten überzeuge und nicht auf mein Äusseres reduziert werde.


Können sie bitte nicht doch einen ihrer Tricks verraten?

Nein, Ticks verrate ich in meinem Leben nie! Das hiesse, den Ast abzusägen auf dem ich sitze. Nicht einmal meiner Mutter verrate ich etwas. Nur so viel: Ich arbeite gerne mit Tüchern oder Seilen. Ach die mentale Zauberei gefällt mir. Hier hole ich zu Beispiel jemanden aus dem Publikum und finde seine Handynummer heraus. Besonders schön anzusehen sind die "Papermagic"-Tricks aus Japan. Dabei esse ich Seidenpapier und ziehe dann eine 10 Meter lange Schlang aus meinem Mund.